Bärlauch

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Botanik und Herkunft
Bärlauch (Allium ursinum), auch bekannt als Waldknoblauch, Wilder Knoblauch oder Hexenzwiebel, gehört zur Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) und ist eng mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch verwandt. Er ist in weiten Teilen Europas und Nordasiens heimisch und wächst bevorzugt in schattigen, feuchten Laub- und Mischwäldern, oft in großen Beständen.
Als typischer Frühjahrsgeophyt treibt Bärlauch seine Blätter im März und April aus, noch bevor die Bäume ihr volles Laubdach entwickeln. Jede Pflanze hat meist zwei, selten drei, grundständige, lanzenförmige, dunkelgrüne Blätter, die auf der Unterseite matt sind und einen deutlichen Blattstiel besitzen. Die Blätter sind etwa 2-5 cm breit und können bis zu 25 cm lang werden. Ein charakteristisches Merkmal ist der intensive Knoblauchduft, der beim Zerreiben der Blätter entsteht. Von April bis Juni erscheinen weiße, sternförmige Blüten in einer lockeren Dolde auf einem dreikantigen Stängel. Nach der Blüte und Samenreife zieht die Pflanze ihre Blätter wieder ein und überdauert als Zwiebel im Boden.
Der Name 'Bärlauch' soll daher rühren, dass Bären sich nach dem Winterschlaf gerne mit dem Kraut stärken.
Verwendung in der Küche
Bärlauch besticht durch sein frisches, intensives Knoblaucharoma, das jedoch feiner ist als das des echten Knoblauchs und ohne den typischen Nachgeschmack auskommt.
Ich verwende Bärlauch im Frühling sehr gerne, zum Beispiel für:
- Bärlauchpesto: Der Klassiker! Mit Nüssen (Pinienkerne, Walnüsse, Mandeln), Hartkäse und Olivenöl.
- Suppen: Als Basis für eine cremige Bärlauchsuppe.
- Aufstriche und Dips: Mit Quark, Frischkäse oder Butter vermischt.
- Salate: Fein geschnitten als würzige Zutat.
- Pasta- und Risottogerichte: Kurz vor dem Servieren untergemischt.
- Bärlauchöl oder -essig: Zur Aromatisierung.
- In Brot oder Gebäck: Eingebacken in Kräuterbroten oder Quiches.
Bärlauch sollte möglichst frisch verwendet und nicht oder nur kurz erhitzt werden, da er sonst viel von seinem Aroma verliert. Daher füge ich ihn warmen Speisen meist erst ganz am Ende der Zubereitung hinzu. Die Blütenknospen und Blüten sind ebenfalls essbar und eignen sich als würzige Dekoration.
Mein absoluter Favorit ist selbstgemachtes Bärlauchpesto, das ich gerne auf Vorrat produziere und einfriere, um auch später im Jahr noch etwas vom Frühling zu haben.
Heilkundliche Anwendungen
Bärlauch wurde schon von den Germanen und Kelten als Heil- und Nahrungspflanze genutzt. Seine gesundheitsfördernden Eigenschaften ähneln denen des Knoblauchs, sind aber oft milder.
Ihm werden folgende Wirkungen zugeschrieben:
- Verdauungsfördernd: Regt die Produktion von Verdauungssäften an und kann bei Blähungen und Appetitlosigkeit helfen.
- Antibakteriell und antiviral: Die enthaltenen Schwefelverbindungen (Sulfide) wirken keimhemmend.
- Blutreinigend und entgiftend: Traditionell für Frühjahrskuren zur Entschlackung verwendet.
- Blutdruck- und cholesterinsenkend: Kann positiv auf das Herz-Kreislauf-System wirken.
- Stärkung des Immunsystems: Durch seinen Gehalt an Vitamin C und anderen Vitalstoffen.
Ich nutze die Bärlauchsaison gerne für eine kleine Frühjahrskur, indem ich ihn reichlich frisch in meine Mahlzeiten integriere. Die frischen Blätter liefern wertvolle Inhaltsstoffe, die nach dem Winter guttun.
Personen mit empfindlichem Magen sollten Bärlauch nur in Maßen genießen. Bei bekannter Allergie gegen Lauchgewächse ist Vorsicht geboten.
Sammeln und Anbau
Beim Sammeln von Bärlauch in der Natur ist große Vorsicht geboten, da er leicht mit giftigen Doppelgängern verwechselt werden kann.
- Wichtige Unterscheidungsmerkmale:
- Geruch: Bärlauchblätter riechen beim Zerreiben intensiv nach Knoblauch. Bei den giftigen Doppelgängern fehlt dieser Geruch!
- Blattunterseite: Bärlauchblätter sind auf der Unterseite matt, die giftigen Maiglöckchenblätter glänzen.
- Blattstiel: Bärlauch hat einen deutlichen Blattstiel, Herbstzeitlose nicht (Blätter umfassen den Stängel).
- Wuchsform: Bärlauchblätter wachsen einzeln aus dem Boden, Maiglöckchen paarweise am Stängel.
- Giftige Doppelgänger: Maiglöckchen (Convallaria majalis), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Gefleckter Aronstab (Arum maculatum). Alle sind stark giftig!
- Sammelzeit: Vor der Blüte (März bis April/Mai), da die Blätter danach an Aroma verlieren und zäher werden.
- Naturschutz: Nur für den Eigenbedarf sammeln (Handstraußregel) und Bestände schonen. Nicht in Naturschutzgebieten sammeln.
Ich sammle Bärlauch nur an Stellen, die ich gut kenne und prüfe jedes Blatt einzeln. Im Zweifel lasse ich die Pflanzen lieber stehen.
Anbau im Garten:
- Standort: Schattig bis halbschattig, unter Laubbäumen oder Sträuchern.
- Boden: Humos, feucht, locker und kalkhaltig.
- Pflanzung: Am besten Zwiebeln im Spätsommer oder Herbst setzen, oder Topfpflanzen im Frühjahr. Aussaat ist langwierig.
- Pflege: Benötigt kaum Pflege. In trockenen Phasen wässern. Laub im Herbst als natürlichen Mulch liegen lassen.
- Vermehrung: Bildet mit der Zeit dichte Bestände durch Tochterzwiebeln und Selbstaussaat.
Bärlauch im eigenen Garten ist die sicherste Methode, um Verwechslungen auszuschließen. Er kann sich stark ausbreiten, daher ist ein Platz am Rand des Gartens oder unter Gehölzen ideal. Ich freue mich jedes Jahr, wenn mein Bärlauch-Teppich im Garten wieder sprießt.
Zur Konservierung eignen sich Einfrieren (ganze Blätter oder gehackt), Verarbeitung zu Pesto (das dann eingefroren oder mit Öl bedeckt im Kühlschrank gelagert wird) oder Einlegen in Öl.