Kümmel

Getrocknete Kümmelsamen und eine blühende Kümmeldolde im Hintergrund
Kümmel ist eines der ältesten Gewürze Europas, bekannt für seinen unverwechselbaren, leicht scharfen Geschmack. Er wird besonders für Brot, Kohlgerichte und zur Förderung der Verdauung geschätzt.

Botanik und Herkunft

Der Echte Kümmel (Carum carvi), oft einfach nur Kümmel genannt, gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Er ist eine der ältesten Gewürz- und Heilpflanzen Europas und seine Verwendung lässt sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Ursprünglich ist er in Vorderasien und dem Mittelmeerraum beheimatet, hat sich aber über weite Teile Europas und Asiens verbreitet und wächst heute auch wild auf Wiesen und an Wegrändern.

Kümmel ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie eine Blattrosette mit fein gefiederten Blättern, die an Karottenlaub erinnern. Im zweiten Jahr wächst ein bis zu einem Meter hoher, gerillter Stängel mit ebenfalls gefiederten Blättern und den charakteristischen Doppeldolden mit kleinen, weißen bis rosafarbenen Blüten. Die Blütezeit ist von Mai bis Juli. Aus den Blüten entwickeln sich die länglich-ovalen, sichelförmig gebogenen Spaltfrüchte – die Kümmelsamen – die bei Reife in zwei Teilfrüchte zerfallen. Diese Samen sind das eigentliche Gewürz.

Der Name 'Kümmel' leitet sich möglicherweise vom lateinischen 'cuminum' ab, obwohl dies eigentlich Kreuzkümmel bezeichnet, mit dem der Echte Kümmel oft verwechselt wird, aber botanisch und geschmacklich unterschiedlich ist.

Verwendung in der Küche

Kümmel hat einen sehr charakteristischen, intensiven, leicht scharfen und würzigen Geschmack, der von dem ätherischen Öl Carvon dominiert wird. Er ist ein klassisches Gewürz, das Speisen bekömmlicher macht.

In meiner Küche darf Kümmel nicht fehlen, besonders für:

  • Brot und Gebäck: Ein Muss in vielen Roggenbroten, Bauernbroten und Brötchen (z.B. Kümmelstangen).
  • Kohlgerichte: Macht Weißkohl, Sauerkraut, Rotkohl und Wirsing bekömmlicher.
  • Kartoffelgerichte: Zu Pellkartoffeln, Bratkartoffeln oder Kartoffelsuppen.
  • Fleischgerichte: Besonders zu fettem Fleisch wie Schweinebraten, Gulasch oder Ente.
  • Käse: Einige Käsesorten werden mit Kümmel gewürzt.
  • Spirituosen: Hauptbestandteil von Kümmelschnaps (z.B. Aquavit, Korn).
  • Suppen und Eintöpfe: Gibt deftigen Eintöpfen eine würzige Note.

Man kann ganze Kümmelsamen verwenden oder sie kurz vor der Verwendung mörsern, um das Aroma zu intensivieren. Für Menschen, die nicht gerne auf die ganzen Samen beißen, kann gemahlener Kümmel eine Alternative sein, dieser verliert aber schneller an Aroma. Die jungen Blätter des Kümmels können im Frühjahr auch als Salat- oder Suppenwürze verwendet werden, sind aber milder im Geschmack.

Die Samen sind ein Muss in meinem selbstgebackenen Roggenbrot und bei der Zubereitung von Sauerkraut. Auch ein guter Kümmeltee nach einem schweren Essen ist sehr wohltuend.

Heilkundliche Anwendungen

Kümmel ist seit Jahrhunderten als wirksames Mittel bei Verdauungsbeschwerden bekannt. Hauptverantwortlich für die Heilwirkung sind die ätherischen Öle, insbesondere Carvon und Limonen.

Traditionell wird Kümmel eingesetzt bei:

  • Blähungen und Völlegefühl: Er wirkt karminativ (blähungstreibend) und krampflösend auf die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Trakts.
  • Verdauungsschwäche und Appetitlosigkeit: Fördert die Sekretion von Verdauungssäften.
  • Magenkrämpfe und Koliken: Besonders bewährt bei Säuglingen und Kleinkindern (oft in Kombination mit Fenchel und Anis als Tee).
  • Menstruationsbeschwerden: Kann krampflösend wirken.
  • Milchbildung: Kümmeltee wird traditionell von stillenden Müttern zur Förderung der Milchbildung getrunken.

Ich bereite bei Bedarf einen Kümmeltee zu: 1 Teelöffel leicht zerstoßene Kümmelsamen mit ca. 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Dieser Tee hilft mir gut bei leichten Verdauungsbeschwerden.

Kümmelöl kann auch äußerlich für Bauchmassagen bei Blähungen verwendet werden, besonders bei Kindern. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch als Gewürz oder Tee sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auftreten.

Anbau und Pflege

Kümmel lässt sich im Garten anbauen, benötigt aber etwas Geduld, da er erst im zweiten Jahr Samen bildet.

  • Standort: Sonnig und warm.
  • Boden: Tiefgründig, locker, humos und nährstoffreich. Er verträgt keine Staunässe.
  • Aussaat: Direkt ins Freiland von Frühling bis Frühsommer. Samen nur leicht mit Erde bedecken (Lichtkeimer bis Dunkelkeimer, je nach Quelle, leichte Bedeckung ist sicher). Reihenabstand ca. 30 cm.
  • Pflege im ersten Jahr: Rosette regelmäßig unkrautfrei halten und bei Trockenheit gießen.
  • Pflege im zweiten Jahr: Pflanze stützen, falls sie sehr hoch wird. Nach der Blüte entwickeln sich die Samen.
  • Ernte: Wenn die Dolden sich braun färben und die Samen beginnen, sich leicht zu lösen (Juli/August). Dolden abschneiden, kopfüber an einem luftigen Ort trocknen lassen (z.B. in einer Papiertüte, um die ausfallenden Samen aufzufangen). Anschließend die Samen von den Dolden reiben.
  • Fruchtfolge: Nicht nach anderen Doldenblütlern (z.B. Dill, Fenchel, Karotten) anbauen, um Bodenmüdigkeit und Krankheiten vorzubeugen.

Kümmel sät sich gerne selbst aus, wenn man einige Dolden stehen lässt. Ich habe eine kleine Ecke im Kräutergarten für ihn reserviert. Die getrockneten Samen bewahre ich in einem dunklen, luftdichten Behälter auf, so halten sie ihr Aroma am längsten.